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Hirschau

Schnaittenbach

Konzept
Als Geopark bezeichnet man einen Naturraum, der überregional bedeutsame, landschaftsprägende und schutzwürdige Geotope enthält (Geotope sind Schlüsselstellen, an denen Erkenntnisse über die Entwicklung des Planeten Erde und des Lebens gewonnen werden können).

Der GeoPark Kaolinrevier Hirschau – Schnaittenbach befindet sich im größten Kaolinrevier Deutschlands, in dem bereits seit 1833 Bergbau auf Kaolin umgeht. Die Rohstoffreserven reichen noch für einige Jahrzehnte. Neben der bereits seit langem laufenden Rekultivierung wurde für das gesamte Revier ein Nachfolgenutzungskonzept erarbeitet. Danach erfolgt die Umgestaltung der großen Tagebaue zu einer Seenlandschaft.

Der GeoPark Kaolinrevier Hirschau – Schnaittenbach zeichnet sich gegenüber anderen GeoParks dadurch aus, dass sich hier noch ein ständiger Wandel in der Industrielandschaft vollzieht und dieser dynamische Prozess in eindrucksvoller Weise erlebbar gemacht werden kann. Mit dem GeoPark werden Akzente gesetzt, die auch nach der Beendigung der Bergbautätigkeit die Bedeutung der Rohstoffnutzung für den Raum signifikant erkennen lassen. Auf die neuen Lebensräume von Tieren und Pflanzen wird insbesondere beim Industriepfad I eingegangen. Gemeinsam mit diesen Faktoren bildet die Nachhaltigkeit des Konzepts GeoPark Kaolinrevier die Voraussetzung für das Alleinstellungsmerkmal.

Der GeoPark Kaolinrevier versteht sich als Teil eines Netzwerkes, das sich auf Ostbayern und Westböhmen erstreckt.

Der GeoPark Kaolinrevier Hirschau – Schnaittenbach gliedert sich in
Informationszentrum auf dem Monte Kaolino („Kaolineum“) in Hirschau
Besucherbergwerk in Schnaittenbach
drei Industriepfade

Beton
Abweichend von den üblichen Informationsträgern wurden Grundelemente aus Beton verwendet, ein Material, das zum großen Teil auch im Hirschau – Schnaittenbacher Revier gewonnen wird. An der Station 1 bestehen die Informationsträger aus einem im Jahr 2004 von der Firma Dorfner, Hirschau, neu entwickelten Hochleistungsbeton.

Beton ist ein Mehrkomponentenwerkstoff, bestehend aus Wasser, Zement und Zuschlägen. Der Zement dient als Bindemittel, um die Bestandteile zusammen zu halten. Während des Abbindeprozesses entsteht die Festigkeit durch die Auskristallisation von kleinsten Kristallnadeln, die sich fest ineinander verzahnen und die Zuschläge, z. B. Sand und Kies fest in die Kunststeinmatrix einbinden. Schon Normalbeton hat daher enorme Druckfestigkeit, dies entspricht ca. 250 Kleinwagen auf einem DIN A4 Blatt.

Die Anwendung von Beton mit immer höherer Druckfestigkeit ist eine Grundtendenz im Bauwesen. Technologische Besonderheit von ultrahochfestem Beton (UHPC = ultra high performance concrete) ist ein extrem dichtes Gefüge, das bei optimaler Herstellung und Nachbehandlung fast keine Poren und Mikrorisse aufweist.
So wird aus den Rohstoffen der Lagerstätte Hirschau – Schnaittenbach in Verbindung mit Zement und Wasser ein richtungsweisendes künstliches Gestein – ein innovativer Baustoff der Zukunft.

Entstehung der Lagerstätte
Das Hirschau – Schnaittenbacher Kaolinrevier ist das bedeutendste in Deutschland. Die Lagerstätte besteht aus einem rund 60 Meter mächtigen Vorkommen im 240 Millionen Jahre alten Hauptbuntsandstein des Erdmittelalters. Der Mineralinhalt umfasst Quarz (70 – 85 %), Feldspat (8 – 12 %) und Kaolin ( 10 – 25 %) in unterschiedlichem Mengenverhältnis.

Das Ausgangsmaterial bestand aus verwitterten Graniten und Gneisen des nahen Grundgebirges. Der Verwitterungsschutt wurde durch Oberflächenwasser in die Hirschau – Schnaittenbacher Senke gespült. Die Kornzusammensetzung entspricht der Sedimentation eines fließenden Gewässers. Unmittelbar nach der Ablagerung des Gesteinsschuttes dürfte die Auflösung der Feldspäte und die Bildung von Tonmineralen (Kaolinisierungsprozess) erfolgt sein.

Neben diesen sekundären Kaolinlagerstätten gibt es auch primäre Vorkommen, wie z. B. im Raum Tirschenreuth. Hier lief der Bildungsvorgang des Kaolins im tiefgründig verwitterten Granit ab.

In Schnaittenbach begann der Bergbau bereits 1833 (in Station 6 des Lehrpfads werden Bergbau und Aufbereitung in Bildern dargestellt).

Kaolin
Kaolin ist ein Gemenge aus mehreren Tonmineralen von Kaolinit, Dickit, Nakrit.
Hauptmineral ist Kaolinit Al4 [(OH)8 I SiO4O10].

Kaolinit ist ein wasserhaltiges reines Tonerdesilikat, das teils deutlich kristallin, teils extrem feinkörnig auftritt und ursprünglich gelförmig ausgeschieden wurde. Die Kristalle sind dünne, pseudohexagonale Plättchen von geringer Größe.

Ausgangsmineral für die Kaolinbildung sind Feldspäte, die in Graniten und Gneisen als gesteinsbildende Minerale vorhanden sind, z. B.
Kalifeldspat K [AlSi3O8]
Natronfeldspat Na [AlSi3O8]

Kaolinit entsteht durch chemische Verwitterung bei Anwesenheit von Wasser. Die kompliziert zusammengesetzten Silikate, zu denen auch die Feldspäte gehören, werden durch Aufnahme von Wasserstoff-Ionen in einfache Verbindungen gespalten. Die Kieselsäure geht dabei kolloid in Lösung. Bei dieser Zersetzung bilden sich im sauren Milieu Tonminerale der Kaolin-Reihe. Auch die überall vorhandenen braunfärbenden Eisen-Ionen gehen im sauren Milieu in Lösung und werden weggeführt. Dadurch erfolgt die „Bleichung“ des Gesteins.


Sechseckiger Kaolinitkristall, Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme, ca. 4/1000 mm Größe

Geologische Karte
Das Kaolinrevier zwischen dem Ostbayerischen Grundgebirge und der Frankenalb

Legende zur Geologischen Karte von Bayern 1 : 500 000, Ausschnitt: Mittlere Oberpfalz
Quelle: Bayerisches Geologisches Landesamt, 1997
Periode Beginn vor Mio.
Jahren
H Torf Quartär 2,6
Sa Flugsand
qpG Terrassenschotter
miB Braunkohlentertiär Tertiär 65
kro Oberkreide Kreide 140
w Malm Jura 200
b Dogger
kmf Feuerletten Trias 250
kms Sandsteinkeuper
kmg Gipskeuper
ku unterer Keuper
mo oberer Muschelkalk
mu unterer Muschelkalk
sm Buntsandstein
Quarz – Feldspat – Kaolin Lagerstätte
im Hirschau – Schnaittenbacher Revier
ru Unterrotliegend Perm 300
mB Metabasit Perm – Karbon 350
P Quarzporphyr
Gr Granit, ungegliedert
Grg Granit, mittel bis grobkörnig
Gzf Zweiglimmergranit
Gn Gneis Präkambrium 550
My Perlgneis

Verwendung der Rohstoffe
Quarz: Quarz findet Verwendung in der Glasindustrie, der Bauwirtschaft, z. B. Coloritquarz und vielen weiteren Bereichen.

Feldspat: Feldspat wird in der Glasindustrie, Baukeramik und Porzellanindustrie (Porzellan: 50 % Kaolin, 25 % Quarz, 25 % Feldspat) und in der Produktion von Glasuren, Email und Elektroden eingesetzt.

Kaolin: Der Hauptanteil der Kaolinproduktion (60 %) geht in die Papierindustrie. Kaolin findet als Füllstoff und Streichpigment Verwendung. Weitere Einsatzgebiete sind die Porzellanherstellung (früher Hauptverwendung), die Glasfaser- und Bauzulieferindustrie.


Bierkrug mit Zinndeckel (E. D. Dorfner & Co, Hirschau, 1898), Kaolin als Füllstoff und Streichpigment
als wesentlicher Rohstoff bei der Papierherstellung

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